Mit Keuschhaltung wird eine Sexualpraktik des BDSM bezeichnet, bei der der Partnerin oder dem Partner über einen längeren Zeitraum der Orgasmus verweigert wird. Es handelt sich bei der Keuschhaltung also um eine extreme Spielart der sogenannten Orgasmuskontrolle.
Klassischerweise wird zur Keuschhaltung ein Keuschheitsgürtel verwendet, der je nach geplanter Dauer und je nach Geschlecht des Keuschlings von sehr unterschiedlicher Beschaffenheit sein kann. Für kurzzeitige Keuschhaltung sind preiswertere Modelle aus Latex oder Leder Standard. Soll sie über einen längeren Zeitraum stattfinden, empfehlen sich höherwertigere (und damit kostspieligere) Produkte aus Metall oder Polycarbonat. Ein wichtiger symbolischer Aspekt dieser Vorrichtungen ist das eingebaute Schloss in unmittelbarer Genitaliennähe. Den Schlüssel zu diesem Verschluss nimmt während der Keuschhaltung der dominante Partner an sich, er oder sie wird damit zum Keyholder, also zum Schlüsselhalter.
Viele BDSMler verstehen die Keuschhaltung als eine anregende Art des Erziehungsspiels, bei dem der Keuschling mittels Kontrolle seiner Libido zu stärkerer Folgsamkeit gegenüber dem Aktiven gezwungen wird. Weil sich während der Zeit der Keuschhaltung ein unter Umständen unangenehmer sexueller Druck aufbaut, der aufgrund des Keuschheitsgürtels nicht durch Masturbation abgebaut werden kann, entwickelt sich bei einigen Keuschlingen ein besonders starker Wunsch, dem Keyholder zu gefallen, so dass dieser eine (vorübergehende) Beendigung der Keuschhaltung herbeiführt und der heißersehnte Orgasmus erlebt werden darf. Natürlich macht der Aktive sich diese Haltung gerne zu nutze, indem der Passive während der Keuschhaltung besonders erniedrigende Aufgaben erhält um seinen Gehorsam unter Beweis zu stellen. Forced-Bi Szenarien sind ein Beispiel für demütigende Situationen, die unter diesem Aspekt einen besonders erfolgreichen Ausgang versprechen. Die Praktik den Bottom keusch zu halten geht einher mit der Orgasmuskontrolle.
Da die Keuschhaltung lediglich einen längeren Verzicht auf den erlösenden Orgasmus bedeutet, nicht aber Abstinenz von sexueller Erregung – im Gegenteil, sehr viele Keyholder lieben es, gerade während der Keuschhaltung besonders starke und regelmäßige sexuelle Reize auszuüben – müssen auch medizinische Aspekte Beachtung finden. Vor allem dann, wenn die Keuschhaltung über mehrere Wochen oder sogar Monate aufrecht erhalten werden soll. Es ist erwiesen, dass zumindest bei männlichen Keuschlingen gesundheitliche Probleme durch entstehen können. Zum einen wird durch die meisten Peniskäfige eine Erektion schmerzhaft unterbunden. Diese ist aber für die optimale Durchblutung des männlichen Geschlechtsteils essentiell. Einige Passive klagen daher darüber, während der Keuschhaltung sehr schlecht schlafen zu können, da diese unwillkürlichen Erektionen hauptsächlich nachts stattfinden. Zum anderen scheint eine regelmäßige Ejakulation für die Gesundheit der Prostata wichtig zu sein. Durch die Praktik des „Abmelkens“ kann letzere Komplikation aber vermieden werden. Sie sollte allerdings nicht zu lange hinausgezögert werden, um medizinische Probleme zu vermeiden.
Besonders perfide Femdoms schnallen ihren Keuschlingen einen Umschnalldildo um, mit dem sie dann ihre Herrin befriedigen müssen. Ihr Phallus ist dabei in einem Keuschheitsgürtel oder Peniskäfig eingeschlossen, um sicher zu gehen, dass dieser auf keinen Fall die Vagina der Femdom penetrieren kann.
Ein weiterer Aspekt den es vor einer geplanten Keuschhaltung zu bedenken gilt, ist der der Hygiene, da sich der passive Partner je nach Vorrichtung natürlich während der Keuschhaltung nur grob selbst reinigen kann. Allerdings lässt sich dieses Manko leicht zu einem Vorteil verkehren, wenn das Wasch-Ritual während der Keuschhaltung zu einem sexuell erregenden Moment umgedeutet wird.