Die nur vier Buchstaben BDSM stammen aus dem Englischen und stehen für eine ganze Reihe sexueller Praktiken, Gepflogenheiten und Variationen. Im Einzelnen sind das Bondage (= Fesseln bzw. Bewegungseinschränkung), Discipline (= Disziplin), Dominance (= Dominanz und Herrschaft, auch unter Benutzung bekannt), Submission (= Unterordnung bzw. Unterwerfung), Sadism (= Sadismus bzw. Lust am Schmerz Anderer), Masochimus (= Lust Schmerzen durch Andere zu empfangen). Die Grenzen werden dabei im VORFELD durch die zwei oder mehr Sexparter definiert – also vereinbart oder abgesteckt.
Die Bandbreite zwischen Schmerz und Lustgewinn kann dabei sehr stark variieren und reicht vom harmlosen sog. „Kinder-BDSM“ (bekannt aus Filmen wie bspw. „Fifty Shades Of Grey“) bis hin zu SEHR extremen Praktiken, die eher einer abgesprochenen(!) „Vergewaltigung“ entsprechen und zumeist mit unterschiedlich starken gesundheitlichen und psychischen Folgen verbunden sein können. Eine Spielart kann auch eine festgelegte Routine mit definierter Steigerung sein – über einen langen, lustvollen Zeitraum.
Die Menschen sind alle verschieden – und dunkle Geheimnisse und Triebe trägt nahezu jeder in sich. BDSM ist dabei eine probate Möglichkeit, diese dunklen Triebe im vertrauten Umfeld zum Leben zu erwecken. Sicher – es gehört Überwindung dazu, mit der Partnerin oder dem Partner darüber zu sprechen – allerdings kann es eine Beziehung WEIT nach vorne bringen – über Jahre! BDSM reicht vom Sinnesentzug (z.B. mit Maske) bis hin zu beispielsweise ausdauernden Stockhieben auf die Oberschenkel. Oder beides zusammen. Wer hätte denn gedacht, dass der nette Nachbar von nebenan seit Jahren seine Frau im Keller benutzt und erniedrigt – weil sie, die resolute Lehrerin, das genauso möchte? Oder hättest Du gedacht, dass der Anwalt gegenüber von seiner Freundin mind. einmal in der Woche regelrecht gefoltert wird? Was schlummert in Dir?
Erlaubt ist alles was euch Spaß macht, abgesprochen ist – und niemanden ernsthaft gesundheitlich gefährdet! Die Intensität ist dabei eine äußerst subjektive und situative Angelegenheit. Merkt euch: es gibt wenig Peinlicheres als am Wochenende in der Notaufnahme des lokalen Krankenhauses zu landen, weil ihr Mist gebaut habt… die Billardkugel hat nichts im Hintern Deiner Freundin verloren… zumindest nichts ohne stabile Schnur zum Rausziehen ;)
Was gibt es beim BDSM zu beachten?
1. Abbruchkennwort(e) im Vorfeld UNBEDINGT festlegen! Gerade wenn ihr voll zugange seid, die Lustgefühle immer stärker werden und ihr schon regelrecht in Trance seid, kann das dazu führen, dass ihr keine richtige Kontrolle mehr über euch habt – Stichwort: Sauerstoffunterversorgung des Gehirns.
2. Gesundheitliche Grenzen abstecken (z.B. beim extremeren Auspeitschen, Schlagen, Atemkontrolle etc.). Was nutzt der tollste Sex, wenn der/die Partner(in) an den Folgetagen nicht mehr gerade sitzen oder stehen kann vor Schmerz. Allerdings gilt auch hier: genau definieren, was ihr erreichen wollt mit der ganzen Aktion. Vielleicht gehört das für euch auch wieder zum späteren Lustgewinn dazu und bspw. Deine, Dir gegenüber devoter Partnerin (oder dein Partner), möchte dieses Gefühl der Unterwerfung allgegenwärtig spüren.
3. Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: das WICHTIGSTE ist einvernehmliches Vertrauen! Ohne Vertrauen braucht ihr erst gar nicht über BDSM nachdenken! Dann bleibt bitte beim normalen Sex, wenn euch das reicht.
Die beliebtesten BDSM-Spielarten
Wohlgemerkt: es gibt so fast unendlich viele Praktiken und Spielarten, dass das im Folgenden aufgelistete nur eine kleine Auswahl für den Einstieg in die Materie sein kann:
1. Spanking
Beim Spanking fängt es beim banalen „Hintern versohlen“ oder „übers Knie legen“ an und reicht bis zur (manchmal) blutigen und meist schmerzhaften, ausdauernden Auspeitsch-Orgie. Zumeist ist alles noch mit verbaler Härte und/oder sog. Dirty Talk untermauert. Hier gilt es Vorsicht walten zu lassen, denn jede Ernsthaftigkeit und Lust geht schlagartig verloren, wenn es lächerlich wird! Die Partnerin bzw. der Partner wird aus gutem Grund bestraft. Hierbei könnt ihr euch im Vorfeld absprechen. Das Ganze lässt sich immer mit sexuellen Handlungen verknüpfen – ist aber KEIN Muss!
Auch heftige Schmerzen, Weinen oder Wimmern dürfen kein Abbruchkriterium sein. Deine Partnerin bzw. dein Partner hat sich selbst in diese missliche Lage gebracht – also muss sie/er das ertragen. Stichwort: kompromisslose Disziplinierung. Der einzige Ausweg: das Abbruchkennwort, das sogenannte SafeWord! Ihr solltet in jedem Fall Cremes oder Salben vorrätig haben, um Rötungen oder Wunden zu versorgen.
2. Shibari
Shibari, eine originär japanische, primär erotische Fesselkunst, die über die USA auch in Europa Einzug gehalten hat. Beim „Bondage“ wird der Lustgewinn aus der Fesselung des Partners bzw. der Partnerin bis zur absoluten Fixierung und dem daraus resultierenden Kontrollverlust über den eigenen Körper bezogen. Man übergibt die volle Kontrolle an den Partner und ist vollkommen ausgeliefert. Oftmals kann dafür auch noch ein eigens angefertigter Käfig genutzt werden, in den die Partnerin bzw. der Partner gesperrt wird – dies kann natürlich beispielsweise auch ein Schrank oder eine Badewanne sein.
Der Partner bzw. die Partnerin muss dabei durch Öffnungen jederzeit zugänglich sein und auch für Ausscheidungen muss selbstverständlich Sorge getragen werden. Das ganze Prozedere kann im Einzelfall über viele Stunden oder Tage erfolgen. Eine Abwandlung des Shibari stellt die Fixierung an der Decke, einem Gestell oder einem Andreaskreuz da. Tipp für den Hausgebrauch: eine Sprossenwand verankern – braucht nur 80cm bis 1m Platz und kann für so vieles verwendet werden.
3. Keuschhaltung
Penis- und Hodengeschirr wird von der Frau angelegt und kontrolliert. Sie ist die sog. „Keyholderin“ und die einzige Person, die zukünftig Zugriff auf den Penis hat. Damit wird das gewohnte „an der Hose rumspielen“ und der ständige Sexualtrieb Geschichte und der Mann kann sich ausgiebig auf die Befriedigung der Frau konzentrieren. In der BDSM Keuschhaltung wird das zu seinem sexuellen Lebenszweck. Dieses Unterfangen muss natürlich genau im Vorfeld besprochen werden. Gängige Praxis ist es einen Notfallschlüssel in einem versiegelten Brief aufzubewahren.
4. Orgasmuskontrolle
Der besondere Reiz liegt hier bei der Unterbindung des Orgasmus ODER die erzwungene Herbeiführung durch den dominanten Teil der Beziehung. Dabei gilt es allerdings den schmalen Grat zwischen Orgasmus und einer Überreizung zu treffen. Ein Orgasmus kann z.B. bei einer Frau mit einem geeigneten Aufsetzvibrator (legendär ist z.B. der nur als US-Import erhältliche, echte „Magic Wand“ von Hitachi) herbeigeführt werden. Dabei werden Vibrator und Frau fixiert und die Geschwindigkeit und der Andruck vom Mann gesteuert (über einen Regler).
Oftmals gelingt das bei erfahrenen Pärchen. Die Frau hat dann keine Kontrolle mehr und muss „kommen“. Sollte irgendetwas dabei aber schief gehen, ist die gesamte Sexlust auf einen Schlag verflogen – und nichts geht mehr.
5. Wax Play
Tropfendes Kerzenwachs ist ein äußert beliebtes Mittel, um Orgasmen und Sexualhandungen aller Art zu unterstützen und den Körper zu stimulieren. Je nach Erfahrungsstand kann es dabei zu leichten Verbrennungen kommen – sollte aber nicht! Die Geschlechtsorgane und erogenen Zonen werden dabei betropft. Umso kürzer der Abstand zur Kerze, umso höher die Verbrennungsgefahr! Ungeübte sollten zuerst mit unempfindlicheren Körperteilen testen (z.B. Hintern oder Schenkel). Diese Technik ist besonders günstig – aber gefährlich! Wie immer bei BDSM – vielleicht sind Verletzungen gewollt – vielleicht aber auch gerade nicht. Zu empfehlen sind hier Niedrigtemperaturkerzen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Zu BDSM gehört auch das vielzitierte „Lack & Leder“ Outfit. ABER: besondere Klamotten sind in keinster Weise erforderlich… das müsst ihr alles selbst rausfinden! Es gibt keine Grenzen. Alles wie es euch gefällt! Sprecht euch über eure Vorlieben und Fetische aus und lebt sie!